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Krebs / Tumoren

letzte änderung am 15. november 2003


Diagnose
Krebs
Tumorerkrankungen
beim Hund


Krebs ist beileibe nicht nur eine Geißel der Menschheit, sondern betrifft auch deren Haustiere

Die Nachfrage nach den tierärztlichen Leistungen auf dem Gebiet der Tumorerkrankungen hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Anzahl älterer und geriatrischer Patienten infolge besserer Aufklärung der Tierhalter sowie auch besserer Behandlungsmöglichkeiten durch den Tierarzt erheblich zugenommen hat. Außerdem steigt in den letzten Jahrzehnten die Bereitschaft, für das Haustier als lieb gewonnenes Familienmitglied auch in finanzieller Hinsicht mehr zu investieren.

Bei der Diagnostik und Behandlung von Tumorerkrankungen stehen dem praktischen Tierarzt Spezialisten zur Seite, insbesondere Pathologen und Onkologen (Onkologie = Die Lehre von den Geschwulstkrankheiten), die ihr Fachwissen in die Therapie einbringen können. Eine systematische Erforschung und gezielte Therapie ist ohne Klassifikation nicht möglich, auch nicht in der Onkologie.


Was versteht man unter einem Tumor?

Allgemein versteht man unter "Tumor" eine Umfangsvermehrung, die sowohl hyperplastischer als auch entzündlicher Natur sein kann. Im weiteren Sinne kann auch eine Flüssigkeitsansammlung oder Zystenbildung (Zyste = Durch eine Kapsel abgeschlossene, sackartige Geschwulst mit dünn- oder dickflüssigem Inhalt) als Tumor bezeichnet werden. Wenn aber von einer Tumorerkrankung gesprochen wird, ist üblicherweise eine Neoplasie gemeint, eine Neubildung also, die sich aus einem mehr oder weniger "entgleisten" Zellwachstum entwickelt hat. Dabei wachsen Zellverbände heran, die sich der normalen Wachstumsregelung des Organismus entziehen. Derartige Neubildungen können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein und können in den meisten Fällen mit Hilfe bestimmter Techniken differenziert werden. Dazwischen gibt es auch eine Zwischenform, so genannte Borderline-Tumoren, die auch als semimaligne Tumoren bezeichnet werden; sie sind jedoch eher Ausnahmen. Grundsätzlich können Tumoren, gut- oder bösartige, von allen Organen oder deren Bestandteilen ausgehen. Diese Bestandteile können epithelialen (Epithel = Ein- oder mehrschichtiger geschlossener Zellverband, welcher innere oder äußere Körperoberflächen bedeckt) Ursprungs sein, sich also vom Epithel ableiten, oder mesenchymalen Ursprungs, also vom Bindegewebe abstammen. Sind die epithelialen Tumoren gutartig, werden sie als Adenome bezeichnet, bei bösartigen spricht man von Karzinomen.

Die gutartigen mesenchymalen, bindegewebigen Blastome (Blastom = Echte Geschwulst, gekennzeichnet durch eigenständiges, ungehemmtes Wachstum) werden je nach der Substanz, die sie bilden, als Fibrome (Bindegewebstumoren), Lipome (Fettgewebstumoren) oder Leiomyome (Tumoren der glatten Muskulatur) bezeichnet, während die malignen Varianten als Sarkome mit einer entsprechenden Vorsilbe angesprochen werden, also zum Beispiel Fibrosarkome, Liposarkome oder Leiomysarkome. So lassen sich in der Regel schon an ihrer Bezeichnung gutartige von bösartigen Tumoren unterscheiden. Diese international geltende Nomenklatur ist von der Weltgesundheitsbehörede WHO festgelegt und wird - mit gewissen Einschränkungen - weltweit angewendet, wobei sie von Zeit zu Zeit den aktuellen Erkenntnissen angepasst werden muss.


Krebs ist nicht gleich Krebs

Ebenso unterschiedlich wie die diversen Formen des Krebses sind auch Ihre Ursachen. Es gibt bewiesene Ursachen und auch Modelle, bei denen zwar Vermutungen bestehen, jedoch keine Beweise vorliegen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Viren, Chemikalien, physikalische und parasitäre Einflüsse sowie genetische Faktoren u.a. an der Krebsbildung beteiligt sind, wobei oftmals nicht ein einzelner, sondern das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausschlaggebend ist. So kann z. B: das Papillomavirus (synonym: Warzenvirus; zu den Papoviren gehörende Gruppe DNA-haltiger Tumorviren) in Verbindung mit UV-Licht zu einem Plattenepithelkarzinom führen.


Viren

Als typisches Beispiel für die Auslösung einer Krebskrankheit durch Viren sei das Leukosevirus genannt, das bei Katzen, Rindern und beim Geflügel sowie auch bei anderen Tierarten zu Tumorerkrankungen führen kann. Ferner gelten als Krebsauslöser das Sarkomvirus bei der Katze die Papillomaviren bei Hunden, Pferden, Rindern und anderen Wiederkäuern sowie bei Kaninchen.


Chemikalien

Hier unterscheidet man zwischen kompletten Karzinogenen (Stoffe bzw. Faktoren, die Krebs auslösen können) und Co-Karzinogenen von denen etwa 900 Substanzen als karzinogen oder partiell karzinogen für den Menschen angesehen werden. Viele von ihnen werden als resorptive (aufgenommene) oder metabolische (im Stoffwechsel entstandene) Karzinogene mit der Nahrung aufgenommen und werden erst nach der Metabolisierung, also der Verstoffwechselung, karzinogen wirksam. So können beispielsweise Nitrosamine aus Fischprodukten und nitrithaltigen Konservierungsstoffen beim Hund zu Magenkrebs führen. Ebenfalls beim Hund führt im Zuge einer exkretorischen Karzinogenese, also durch Ausscheidungsprodukte , die Zuführung von aromatischen Aminen aus Insektiziden, Herbiziden und Farbstoffen zu Blasenkrebs. Während beim Menschen besonders fettreiche Nahrung häufig zu Dickdarmkrebs führen kann, lässt sich beim Hund ein Zusammenhang zwischen Übergewicht in jungen Jahren und einem erhöhten Gesäugetumor-Risiko nachweisen.


Physikalische Ursachen

Natürliche und artifizielle (künstliche) physikalische Reizungen, die zur Karzinogenese führen oder zumindest beitragen, sind in der Human- wie auch in der Tiermedizin hinlänglich bekannt, beispielsweise Röntgenstrahlung oder Bestrahlung mit radioaktiven Isotopen. Auch die Injektion von Radionukleiden (strahlenden Teilchen) kann Tumoren wie Osteosarkome und Leukämie bzw. Leukosen, also Knochen- und Blutkrebs initiieren. Ebenso führt die Inhalation solcher Stoffe zu Tumoren der Lunge, und sogar bestimmte Strahlungsspektren des Sonnenlichtes können Krebs begünstigen, was vor allem bei hellhäutigen Katzen aber u.a. auch bei Hunden immer wieder beobachtet wird.


Parasiten

Parasitäre Einflüsse, die zur Karzinogenese beitragen, sind zum Glück relativ selten. Beim Hund ist es der Wurm Spirocerce lupi, der als Auslöser für die Entstehung von Tumoren des Schlundes gilt. Allerdings spielt diese Erkrankung in unseren Breiten praktisch keine Rolle, da sie nur in südlichen Ländern vorkommt.


Genetik

Genetische Dispositionen für die Entstehung bestimmter Tumoren sind seit längerem bekannt, beispielsweise die familiäre Häufung von Brustkrebserkrankungen bei Frauen. Beim Hund ist vor allem der Boxer für vielerlei Tumoren (Mastzellentumor, Leukose, Hodentumor), die genetisch, also rasse- oder familienabhängig sind, bekannt. Der Deutsche Schäferhund neigt zu nodulärer Dermatofibrose, einer Knötchenerkrankung in der Haut, gepaart mit Nierentumoren. Der Berner Sennenhund ist besonders für die maligne Histiozytose, eine dem Blutkrebs ähnliche Erkrankung anfällig, beim Rottweiler indes besteht eher die Gefahr von Leukose (Leukämie).


Neue Erkenntnisse durch Epidemiologie

Die Epidemiologie, also die Lehre von der Häufigkeit und Verteilung von Krankheiten und Gesundheitsstörungen sowie deren Ursachen und Risikofaktoren, innerhalb einer bestimmten Population, hat auch hinsichtlich der Tumorerkrankungen bei Hunden zahlreiche neue Erkenntnisse geliefert.

Gerade vom Standpunkt des Züchters aus sind diese Forschungsergebnisse interessant und für seine erfolgreiche Arbeit von großer Bedeutung. So könnten Einsichten in die Epidemiologie dazu beitragen, dass die Zucht mit belasteten Familien nicht weitergeführt wird - wobei die Aufgeschlossenheit der Zuchtverbände die Voraussetzung wäre, um durch Offenlegung verwandschaftlicher Beziehungen die einzelnen Mitglieder bestimmter Zuchtlinien ausfindig machen zu können.

Beispielsweise kommt nämlich die noduläre Dermatofibrose des Deutschen Schäferhundes nur bei Nachkommen einer ganz bestimmten Paarung vor. Heute ist diese Erkrankung breit gestreut, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, wobei interessanterweise auch Mischlinge aus Schäferhunden mit anderen Rassen betroffen sind. Ist eine solche Ausbreitung bereits festzustellen, so ist die Ausmerzung dieser Tumorerkrankung kaum mehr zu erreichen. Wäre sie indes frühzeitig erkannt worden, so wäre sie durch Zuchtverbot oder Kastration sicher zu eliminieren gewesen.


Körperliche Faktoren und hemmende Einflüsse

Die sehr komplizierten Vorgänge innerhalb der Zelle, die letztlich zur Ausbildung von Krebszellen führen können, sind äußerst komplex und letztlich ein Thema für Molekularbiologen und Grundlagenforscher. Das Resultat der Transformation (Umwandlung) in eine Tumorzelle ist jedenfalls die Bildung von Zellenverbänden, die sich im Zuge exzessiven Wachstums, der so genannten autonomen Proliferation, der Regelung des Körpers entziehen. Das progessive Wachstum kann noch einigermaßen gezügelt vonstatten gehen und zu einem gutartigen Tumor führen. Es kann aber auch ungezügelt sein, was dann zu Invasivität in umgebende Organstrukturen führt und letztlich in Intravasation, also in Einbrüche in Blut- und Lymphgefäße und dann auch in eine Metastasierung in andere Organe mündet. Bei diesem ganzen Prozess der Progession gibt es förferliche Faktoren, wie z. B. onkogene Wachstumsfaktoren, Hormone, Proteasen, Adhäsionsfaktoren und Motilitätszytokine, aber auch hemmende Einflüsse wie Tumorsuppressorgene und Proteaseninhibitoren. Die Metastasierung, die Streuung von Metastasen (Tochtergeschwülste) über Lymph- und/oder Blutbahnen, markiert gleichsam den gleichsam den Endpunkt der Tumorerkrankung. Durch die Zerstörung lebenswichtiger Organe wie Lunge, Leber, Niere, Herz oder Gehirn wird dem Körper sukzessive die Lebensfähigkeit genommen. Weitere zum Teil tödliche Auswirkungen im Sinne paraneoplastischer Syndrome sind Kachexie (Auszehrung) unbeeinflussbares Fieber, unkontrollierte Hormonausschüttungen, Verschiebungen im Mineralhaushalt, Anämie (Blutarmut) Thombozytopenie (Armut an Bluttplättchen) sowie Gerinnungsstörrungen u.v.a. Angesichts der unweigerlichen Todesfolge bei bösartiger Tumorerkrankung ist die Tatsache, dass mit dem Tod des Wirtsorganismus auch das Tumorgewebe stirbt, indes nur wenig tröstlich.


Diagnostik als Vorbereitung einer Therapie

Die Diagnostik ist auch - oder gerade - bei Tumorerkrankungen von Haustieren unumgänglicher Bestandteil der Vorbereitung einer möglichen Therapie und liegt in der Hand des Klinikers, der in Zusammenarbeit mit dem Tierbesitzer den Ablauf und die Art der Diagnostik bestimmt. Dabei sind heute alle in der Humanmedizin üblichen Verfahren einsetzbar, als da wären: Adspektion, Palpation, klinische Untersuchungen aller Laborparameter sowie zum Teil aufwendige bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchung, Sonographie und Computertomographie. Parallel bzw. schon im Vorfeld werden natürlich alle tierbezogene Daten durch Befragung des Tierbesitzers erhoben.

Das äußere Erscheinungsbild eines Tumors sagt in der Regel nichts über die Dignität (gut- oder bösartig) aus. Im präoperativen Bereich kann heute auch äußerst erfolgreich die Zytologie eingesetzt werden, jene Technik also, die mit einer minimalen Entnahme von Zellen oft sehr gute Ergebnisse im diagnostischen Bereich liefert, wobei sie die anfällige histologische Untersuchung als Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte Therapie nicht ersetzen kann. Die Zytologie dient der optimalen OP-Vorbereitung und erlaubt eine vorläufige Eingruppierung in ein tumorspezifisches System, das schematisch über Art und Ausdehnung des Tumorgeschehens Auskunft gibt. Eine endgültige Eingruppierung in dieses System kann erst nach dem Vorliegen des pathologischen Befundes erfolgen, der von allen Tumoren angefertigt und nach WHO-Klassifikation erstellt werden muß. Dieser Befund wird anhand bioptisch gewonnenen Materials oder nach Tumorresektion erstellt und durch eine zusätzliche Besprechung erläutert, die sich mit der zu erwartenden biologischen Kapazität des Prozesses befasst. Alle Untersuchungsergebnisse laufen in der Hand des Klinikers zusammen, der sie zu einem Gesamtbild zusammenfügt und eventuelle Unstimmigkeiten verfolgt und abklärt. Aus der klinischen Gesamtdiagnose, der Feststellung des Tumorgrades und des Standes der Erkrankung resultieren dann die Überlegungen für die mögliche therapeutische Vorgehensweise, die mit dem Tierbesitzer abgestimmt wird. In vielen Fällen wird eine Therapie zwar leider nicht zur Heilung führen, wohl aber zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität und nicht selten zu einer deutlichen Veränderung der Lebenserwartung.


Rassedispositionen für Tumorerkrankungen

Um epidemiologische Studien über die Häufigkeit von Tumorkrankheiten bei bestimmten Hunderassen anstellen zu können, muss zunächst erstmal die Rasseverteilung in der Gesamtpopulation, in diesem Fall in Deutschland, bekannt sein. Sichere und vollständige Statistiken gibt es derzeit nicht. In der Praxis für Tierpathologie von Dr. med. vet. Dietrich v. Bomhard in München wurde eine Statistik erarbeitet, deren Ergebnisse zum Teil auf Angaben der Fachliteratur, zum Teil auf eigenen Untersuchungen an 187.593 Hunden basieren, die zu 75 % klinisch an einem oder mehreren Tumoren im weiteren Sinn erkrankt waren. Die Liste der reinen Rassehunde wird angeführt vom Deutschen Schäferhund mit 10,71 % danach folgen Teckel (9,83%) etc. Ganz allgemein kann man feststellen, dass große und schwere Hunde eher zu Knochentumoren - auch in jungen Jahren - neigen als kleinere Hunde. Auch Tumoren der Mundhöhle sind bei mittleren und großen Rassen häufiger als bei kleineren. Weiterhin zeigt sich, dass rein gezüchtete Rassen und sogar Ihre Kreuzungen vermehrt zu bestimmten Tumortypen neigen können.

Aus der großen Fülle von Möglichkeiten seien hier nur einige exemplarisch herausgegriffen:

a. Der Deutsche Schäferhund neigt vermehrt zu Tumoren insgesamt, insbesondere zu Hauttumoren (gut- und bösartig), zu Nieren- und Nasentumoren, Knochentumoren, Blutgefäßtumoren in Leber und Milz sowie zu bösartigen Milchdrüsengeschwülsten.

b. Der Boxer ist sehr stark von Tumoren belastst, insbesondere von Hauttumoren (Mastzellentumor!), Knochentumoren, Tumoren der Blutzellen, Mundhöhlentumoren und auch Neoplasien aller inneren Organe.

c. Auch der Berner Sennenhund gehört zu den am meisten gefährdeten Rassen, auch hier findet man viele Hauttumoren, Knochentumoren und Tumoren der Blutzellen sowie eine rassetypische Erkrankung der inneren Organe (und eventuell auch der Haut) die als Histiozytose bezeichnet wird.

d. Auch der Cocker Spaniel ist mit vielen Hauttumoren belastet, ebenfalls sind Neoplasien der Nasenhöhle, Mundhöhle und der inneren Organe überdurchschnittlich häufig.

e. Teckel neigen zu (überwiegend gutartigen) Milchdrüsentumoren, haben viele Hauttumoren und maligne Melanome in der Mundhöhle.

f. Beim Rottweiler werden vermehrt Tumoren der Blutzellen festgestellt, außerdem auch bösartige Milchdrüsentumoren und Neoplasien der Knochen.

g. Die Mittel- und Riesenschnauzer sind bekannt für die sehr gehäuft auftretenden Plattenepithelkarzinome an den Zehen, die auch mehrere Zehen gleichzeitig oder nacheinander erfassen können.

h. Zwergschnauzer, Yorkshire Terrier, West Highland Terrier, Retriever, Pudel, Münsterländer und Foxterrier sind weniger stark belastet als der Durschnitt aller Rassen.


Rasseverteilung in der Praxis

    Mischling 21,89 %
    Deutscher Schäferhund 10,71 %
    Dackel 9,83 %
    Pudel 4,97 %
    Boxer 4,68%
    Cocker Spaniel 4,22 %
    Schnauzer 3,67 %
    Yorkshire Terrier 3,13 %
    West Highland Terrier 2,40 %
    Retriever 1,79 %
    Berner Sennenhund 1,68 %
    Rottweiler 1,64 %
    Dobermann 1,57 %
    Airedale Terrier 1,27 %
    Münsterländer 1,17 %
    Foxterrier 0,85 %

 

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